Ein Traumauto für Besserverdiener: Golf R32 mit 250 PS und Allradantrieb

Golf in Bestform

Wer den stärksten Golf aller Zeiten genießen möchte, sollte kein Geizhals sein. 32 200 Euro kostet der Spaßmacher aus Wolfsburg – ziemlich viel Geld „nur“ für einen Golf. Wir wollten erfahren, ob sich der Gegenwert lohnt.

Von Ingo Buck
Tiefergelegt, breite 18-Zoll- Reifen, große Kühllufteinlässe vorne und zwei dicke verchromte Auspuffrohre, die mittig aus dem unteren Heckabschluss ins Auge fallen – das sind die auffälligsten Merkmale eines VW Golfs, der zum Leit-Golf erklärt wurde.
Bei geöffneter Tür wird klar, dass unser Testwagen sich für besonders sportliche Einsätze empfehlen möchte, denn die Motorsportschalensitze gibt es nur als Leder-Sonderausstattung für 2850 Euro Aufpreis. Hat man es sich erst einmal darin gemütlich gemacht, möchte man nicht mehr aussteigen. Das sitzt, passt, wackelt (nicht) und hat Luft.
250 PS sollen unter der Haube ihren Dienst erledigen, wenn man der technischen Beschreibung glauben will? Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Startknopf fürs Triebwerk. Fehlanzeige! Also Klappschlüssel ins Zündschloss, drehen und aufhorchen: Holla!

Motor mit Sound

Die sechs Kolben des V-Motors scheinen bei Dieter Bohlen im Soundstudio gewesen zu sein, anders kann man sich das giftig-fauchende Szenario der Gasstöße nicht erklären, die im Takt meines Fußes supergenau auf jede Bewegung reagieren. Es wird Zeit den ersten Gang einzulegen und die geschätzten Kollegen aus der Sicherheitsabteilung, wie ESP, ASR und ABS samt Bremsassistent, eine Dienstanweisung zu übersenden, dass sie jetzt volle Konzentration walten lassen sollen.

Nicht auf der Straße

Nach einer eher gemütlichen Fahrt zum ADAC Travering in Bad Oldesloe starten wir mit einigen Einführungsrunden in dem abgesperrten Fahrsicherheitszentrum. Schon nach wenigen Kilometern wird klar, dass die Fahrwerkstechniker und Antriebs-Spezialisten ihre Arbeit perfekt erledigt haben. Der Übergolf lässt sich zielgenau und hervorragend ausbalanciert über den Kurs hetzen, wobei alles mit großem Sicherheitspotenzial geschieht. Fantastisch schnell reagiert der Allradantrieb bei ungleichen Straßenbelägen und lässt kein Zerren in der Lenkung aufkommen. Aus jedem Drehzahlbereich schiebt der Motor den Golf nach vorne, als gäbe es keinen Luftwiderstand.
Die sechs Gänge lassen sich knackig und auf kurzen Wegen einlegen. Wie zu alten Rallyezeiten lässt sich das Heck leicht in die Kurven hineindrehen, während der Zeiger des Drehzahlmessers aufgeregt vor der 6500-er Markierung von einem Gasstoß zum nächsten tanzt.

Perfektes Handling

Hut ab, dieses ausgereifte Zusammenspiel von Fahrwerks-Abstimmung, Leistungsangebot des Triebwerks aus tiefen Drehzahlen heraus und astreinem Allrad-Handling, braucht sich selbst vor der teureren Konkurrenz vom Schlage eines Porsche Boxster (43 330 Euro) nicht zu verstecken. Und auch die serienmäßigen Dreingaben sind nicht von schlechten Eltern, die da wären: Bi-Xenon-Scheinwerfer, Sport-Lederlenkrad, Klimaautomatik, Sportsitze, CD-Radio mit zehn Lautsprechern oder Regensensor und Scheinwerfer-Reinigungsanlage.
Herzstück des Top-Golf ist ein Vierventil-Sechszylinder mit einem Hubraum von 3189 ccm und einem Drehmoment von 320 Newtonmetern. Innerhalb von 6,5 Sekunden ist die handgeschaltete Sechsgang-Getriebe-Variante von null auf Tempo 100 km/h.

Schneller mit DSG

Noch sportlicher und schneller kann diese Disziplin jedoch das direkt geschaltete Doppelkupplungsgetriebe (DSG) erledigen. Damit vergehen gerade einmal 6,2 Sekunden – und sparsamer im Spritverbrauch ist es noch dazu: Statt 10,7 Liter Superbenzin auf 100 km verbraucht der Golf R32 mit DSG (33 650 Euro) glatt einen Liter weniger auf dieser Strecke. Nebenbei sei erwähnt, dass momentan kein anderer Hersteller den Wechsel der Gänge ohne Zugkraftunterbrechnung schneller bieten kann.
Auf der einen Seite scheint es unvernünftig, einen Golf mit 250 PS haben zu wollen. Aber hat man den R32 einmal selbst gefahren, fällt die Entscheidung für dieses Auto eindeutig leichter, was für die gute Performance des Gesamtpakets spricht.      bbs


Technische Daten und Preise:

Karosserie: Selbsttragende Stahl-Karosserie, drei oder fünf Türen, fünf Sitzplätze.
Motor: Sechszylinder V-Benzinmotor, 24 Ventile, indirekte Einspritzung, 3189 ccm, 184 kW/250 PS, 320 Nm von 2500-3000 U/min, Euro 4, CO2-Emission 257 g/km.
Antrieb: 4Motion-Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung von Haldex zur variablen Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse, Sechsgang- Schaltgetriebe oder Sechsgang-DSG-Getriebe, Stabilitätskontrolle ESP mit Traktionskontrolle (ASR), ABS mit Bremskraftverteilung (EBV).
Maße & Gewichte: Länge/Breite/Höhe = 4,25 m/1,76 m/ 1,47 m; Leergewicht 1510 kg, Gepäck 275-1230 Liter.
Fahrwerte: 0-100 km/h in 6,5 Sek. (6,2 DSG), Vmax. 250 km/h.
Verbrauch: Stadt/Land/Gesamt = 14,9/8,3/10,7 l (DSG: 13,1/ 7,7/9,7 l) Super auf 100 km; Testverbrauch 11,8 l/100 km.
Preise: ab 32 200 Euro (DSG: 33 650 Euro).

Den VW Golf R32 gibt es in zwei- und viertüriger Ausführung (695 Euro Aufpreis). Die Frontpartie unterscheidet sich durch einen eigenständigen Kühlergrill und große Lufteinlässe deutlich von den Serienbrüdern.
Die funktionelle Bedienung des Golf-Cockpits ist ohne Fehl und Tadel. Das griffige Sport-Lenkrad fässt sich gut an und hat in der DSG-Ausführung Multifunktionstasten. DVD-Navigation mit großem Display ist ab 1780 Euro zu haben.

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zuletzt aktualisiert am 25.04.2024 

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